Gemeindewerke eröffnen 2019 ein ambulantes Rehazentrum im Gesundheits- und Bäderpark Rigi Rutsch’n

Nun ist es fix: Die Peißenberger Gemeindewerke werden 2019 im Dachgeschoss des Betriebsgebäudes der „Rigi Rutsch’n“ ein ambulantes Rehabilitationszentrum eröffnen.

Der Aufsichtsrat des Kommunalunternehmens (KU) gab für das Projekt ebenso grünes Licht wie der Marktgemeinderat, der in seiner Weihnachtssitzung einhellig eine entsprechende Änderung der Unternehmenssatzung absegnete. Neben den klassischen Geschäftsfeldern (Strom, Wasser und so weiter) ist den Werken demnach künftig auch „das Betätigen im Bereich des Gesundheitswesens“ gestattet.

„Wir machen es auf jeden Fall“, bestätigte KU-Chefin Ingrid Haberl bei einem Pressegespräch die Umsetzung des ehrgeizigen Projekts, das für die Werke kein Selbstzweck sein soll: Über die Reha will man Einnahmen generieren und einen ordentlichen Deckungsbeitrag zur Finanzierung der hochdefizitären „Rigi Rutsch’n“ erwirtschaften. Das jährliche Bäder-Finanzloch liegt inzwischen bei rund einer Million Euro. Die Hälfte davon soll künftig über den erwarteten Gewinn aus dem Rehabetrieb geschlossen werden: „Das ist unsere Zielsetzung“, erklärt Haberl. Strukturell will man die Reha als Tochterunternehmen in die Gemeindewerke eingliedern – und zwar mit Reinhard Huber als Geschäftsführer. Der Gesundheitsökonom, der seit knapp 40 Jahren in der Branche tätig ist, ist der Ideengeber für das ambulante Rehazentrum und vom Erfolg des Projekts restlos überzeugt: „Das ist eine sehr wirtschaftliche Sache mit wahnsinnigem Potenzial. Die Werke wären schlecht beraten, wenn sie es nicht selber machen würden. Ich habe es noch nie erlebt, dass die Rahmenbedingungen für eine ambulante Reha derart gut passen“, spielt Huber auf den Standort im Umfeld des Freizeitgeländes der „Rigi Rutsch’n“ an. Das Innenbecken des Bäderparks soll zum Beispiel ein wichtiger Baustein im Therapieangebot der Reha werden. Auch die Sauna, die von den Werken entgegen der ursprünglichen Beschlusslage nun doch weitergeführt wird (und zwar ganzjährig!), soll den Patienten zur Verfügung stehen – wobei Haberl betont: „Der Bäderparkbetrieb wird durch die Reha nicht eingeschränkt. Wir wollen alle bedienen – die Rehapatienten, den Schulsport und die normalen Freibad- und Saunagäste.“

Der medizinische Schwerpunkt des Rehazentrums soll zunächst auf orthopädischen Erkrankungen liegen. Als Spezialgebiet will man vor allem Bewegungsstörungen von Schlaganfall-, Parkinson- und Multiple-Sklerose-Patienten behandeln: „Das ist das Besondere, das gibt es sonst nirgendwo“, erklärt Huber. Die Patienten (Haberl: „Die Zielgruppe ist unabhängig von Status und Einnahmen“) werden von einem orthopädischen Facharzt, von Krankenschwestern und einem Psychologen betreut. Auch in der Ausstattung will man höchsten Ansprüchen gerecht werden: „Es wird sogar ein von der NASA entwickeltes Anti-Schwerkraft-Laufband geben – so etwas hat sonst nur noch der FC Bayern“, schwärmt Huber, der in Anspielung auf das geschlossene Peißenberger Krankenhaus die infrastrukturelle Aufwertung der regionalen Gesundheitsversorgung hervorhebt: „Mit der Reha geben wir den Peißenbergern quasi ihre Klinik zurück.“

 

In der ersten Ausbaustufe wird die Reha auf 1000 Fälle pro Jahr ausgerichtet sein, wobei der „Break-Even-Point“ bei einer Auslastung von 270 einkalkuliert wird. Eine spätere Kapazitäts-Erweiterung ist durchaus denkbar. Möglich wäre zum Beispiel auch eine Ergänzung im psychosomatischen Bereich. Und wie sieht es mit den Kosten aus? Für die „Herstellung in einen vermietbaren Zustand“, wie es Huber formuliert, rechnen die Werke mit rund 800 000 Euro und einem „Kostenpuffer“ von 200 000 Euro. Der Gesamtkapitalbedarf für die Reha inklusive einrichtungsspezifischem Ausbau wird auf rund 410 000 Euro kalkuliert. Die Bauzeit wird vermutlich ein Jahr betragen. Bereits im Januar stehen die ersten Gespräche mit Detailplanern und Statikern an. Für die formale Gründung des Tochterunternehmens rechnet Haberl mit einem Zeitrahmen von sechs Monaten. Die Rechtsform ist noch offen und hängt von der steuerlichen Überprüfung ab. Sehr wahrscheinlich wird es auch einen „strategischen Partner“ geben: „Wir befinden uns in sehr ernsthaften und fortgeschrittenen Gesprächen mit der Krankenhaus-GmbH des Landkreises“, so Haberl.

Der offizielle Name des geplanten Rehabilitationszentrums in Peißenberg lautet „Zentrum für Prävention und Rehabilitation Oberland – Tagesklinik für ambulante, muskuloskelettale Rehabilitation am Gesundheits- und Freizeitpark `Rigi Rutsch’n`“.

© Text: Bernhard Jepsen (Kreisbote)

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